Hochzeit auf äthiopisch

Am nächsten Morgen stellte sich heraus, dass wir leider keine weitere Nacht in dem Hotel verbringen können. Wir haben uns dann an die Safari Lodge erinnert, wo wir bei unserem ersten Aufenthalt bereits einige Nächte verbracht haben, die gemütlich ist und sogar einen Pool hat. Dort konnten wir dann auch ein freies Zimmer bekommen und haben unser Gepäck dort abgeladen. Mit der Bezeichnung „Lodge“ verbindet man möglicherweise die Luxuslocations aus den Afrikaprospekten – diese Lodge liegt mitten in Adama, von Safari keine Spur und die einzigen Tiere, die es hier reichlich gibt, sind Moskitos. Das hauseigene Moskitonetz hat seine Wirkung auch nur bis zu einem gewissen Grad gezeigt, so dass wir ca. 50 Moskitos vorm Schlafengehen gefangen haben. Das war leider kein 100% Erfolg…

Aber bis dahin haben wir einen ereignisreichen Tag verbracht. Wir wurden nämlich überraschend auf eine Hochzeit eingeladen – ein Freund von Woudineh, wie uns gesagt wurde.

Die zweistündige Fahrt auf Asphalt und Staubpiste führte uns auch am Fluss Awash vorbei, dem größten Wasserlauf Äthiopiens. Hier wachsen alle möglichen Früchte in einer Qualität, wie wir sie zu Hause nie kosten können. Wir haben dort eine kleine Pause eingelegt und einen Papaya-Smoothie genossen, der ausschließlich aus Fruchtfleisch hergestellt wurde und an Köstlichkeit kaum zu übertreffen war.

Am Ort der Hochzeit eingetroffen, einem ländlich gelegenen kleinen Dorf, wurde das Hochzeitspaar, eingerahmt von tanzenden und singenden Freunden empfangen. Wir trauten unseren Augen kaum, als wir den Bräutigam sahen: es war Teshome, den wir bereits bei unserem letzten Aufenthalt kennengelernt hatten. Jetzt war ich völlig verwirrt! Er hatte doch bereits letztes Jahr im Herbst geheiratet mit allem Drum und Dran!?

Dann wurde es uns erklärt: es gibt drei verschiedene Hochzeitsfeiern, die zeitlich nicht unbedingt nah beieinander liegen müssen: Die erste, ähnlich wie in Europa mit weißem Brautkleid, festlichen Rahmen etc. Dann gibt es noch zwei weitere: einmal im Elternhaus der Braut und einmal im Elternhaus des Bräutigams. Hier ist die Kleidung eher traditionell und es werden Nachbarn, Freunde und weitere Verwandte eingeladen. Wir konnten nun an der Feier im Elternhaus der Braut teilnehmen.

Dazu war im Garten ein Partyzelt aufgebaut, die Gäste saßen auf Bierbänken und im Garten war das Buffett vorbereitet. Das Brautpaar mit einigen Freunden oder Trauzeugen saß auf einem Podest, das mit drei Sofas bestückt war. Dabei ist auch dieses Bild entstanden:

Die Zeremonie war denkbar übersichtlich: der Vater der Braut hat ein Gebet gesprochen und dann sind die Gäste aufgefordert worden, Reihe für Reihe zum Buffet zu gehen. Später gab es dann noch eine Geschenkübergabe, bei der angekündigt wurde, in welchem Verhältnis der Gast zum Brautpaar steht. Dies wurde mit Applaus begleitet.

Wir sind dann bald wieder aufgebrochen, da es wenig Spaß macht, bei Dunkelheit unterwegs zu sein. Auf dem Rückweg haben wir in Awash einen weiteren Smoothie gekostet, diesmal Mango, der direkt hinter dem Haus der Shopbesitzerin gewachsen ist. Einfach unvergleichlich! Kulinarisch gesehen, ist Äthiopien genau mein Ding: viel Obst und Gemüse ergänzt durch Ziegen-, Rind- oder Lammfleisch.

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