Ciao Äthiopien!

Jetzt ist diese Zeit auch zu Ende und wir konnten die Solaranlage in Betrieb nehmen und die geplanten Aktivitäten mit den Kindern durchführen.

Im Rückblick muss ich sagen, dass sich die Umsetzung doch als weitaus schwieriger herausgestellt hat, als zu Beginn angenommen. Allein die Beschaffung der notwendigen Materialien hat viel Zeit und Nerven gekostet und die Verständigung in technischen Angelegenheiten ist nicht mit einer normalen Kommunikation zu vergleichen. Neben der reinen Sprachbarriere mussten häufig auch erst einmal technische Zusammenhänge erläutert werden (AC vs. DC…), was eine zusätzliche Hürde bei der Umsetzung war.

Wieder einmal haben wir festgestellt, dass die Planung noch so gut sein kann, die Gegebenheiten vor Ort und die kulturellen Unterschiede trotzdem wieder viele Überraschungen im Gepäck haben. Jetzt sind wir auf jeden Fall ein Stück schlauer, wie das Thema „Elektrik“ in Äthiopien zu verstehen ist. Das hatten wir bei unserem letzten Besuch ja eher am Rande wahrgenommen.

Das Wiedersehen der Menschen in Hadha und Adama war eine große Bereicherung und hat uns schöne Momente beschert. Und auch wenn die Zubereitung deutlich länger dauert als in Deutschland – den Kaffee vermisse ich jetzt schon!

Spaß mit den Schülern

Im Anschluss an unser Zahnputztraining haben wir am nächsten Tag gemeinsam mit den Schülern die Baumwollbeutel dekoriert. Der Lehrer hat die Kinder altersmäßig aufgeteilt und so hatten wir an drei runden Tischen 30 Kinder sitzen, die uns erwartungsvoll anschauten.

Die Kleinsten wählen ihr Lieblingsmotiv

Zuerst wurden alle Beutel mit doppelt gefaltetem Papier ausgelegt, damit die Textilfarbe nicht durchschlägt. Dann haben wir ihnen erklärt, dass sie verschiedene Schablonen nutzen können und die Farbe mithilfe von kleinen Schwämmen aufgetragen wird.

Die größeren Kinder haben schnell ihr Lieblingsmotiv gefunden.

Nach erfolgreichen Testläufen auf Papier ging es dann ans Designen der Beutel und wir haben gestaunt, wie schnell die größeren Kinder ihre Beutel mit verschiedenen Motiven versehen haben. Den Kleinsten haben wir tatkräftig unter die Arme gegriffen, sodass alle Kinder mit den Ergebnissen sehr zufrieden waren. 

Welche Farbe wollen wir jetzt verwenden?

Ich war überrascht, mit welcher Ruhe und Disziplin die „Kunststunde“ ablief. Die Kinder haben sich sehr leise ausgetauscht und es gab kein Gerangel um die Farben oder Motive. 

Schließlich wurde noch die Geduld jedes einzelnen auf die Probe gestellt, denn alle Beutel mussten zum Fixieren der Farben gebügelt werden. Das war glücklicherweise mit der frisch installierten Solaranlage kein Problem und so wurden die kreativ gestalteten Motive sogar umweltfreundlich waschecht gemacht.

Um die neu gelernte Zahnputztechnik zu verfestigen, hat der Lehrer im Anschluss noch einmal das Poster erläutert und einer hinzugekommenen Mutter die Technik erklärt. Diese war so begeistert, dass sie uns versicherte, als Multiplikatorin tätig werden zu wollen.

Hier wird akribisch erklärt, dass man nur ganz vorsichtig auf die Zahnpastatube drücken darf…

Zwei Kinder haben schließlich die Reihenfolge der einzelnen Schritte vom Auftragen der Zahnpasta bis zum Reinigen der Bürste nach dem Putzen vor versammelter Klasse vorgeführt. Sie wurden dafür mit anhaltendem Applaus belohnt. Ein schöner und ermutigender Abschluss für Schüler, Lehrer, Übersetzer und uns selbst.

Zufriedene Gesichter an allen Tischen.

Schließlich gab es dann doch noch eine kleine Planänderung. Durch die Motivation der Kinder inspiriert, haben wir entschieden, jedes Kind mit einer Zahnpasta auszustatten, damit die neue Gewohnheit auch in die Familien getragen werden kann. In der Stadt konnten wir in zwei verschiedenen Geschäften die notwendige Menge erstehen und für die Verteilung an die Kinder bereitstellen. Jetzt steht einer regelmäßigen Zahnpflege aber auch rein gar nichts mehr im Wege!

Der Strom fließt

Inzwischen konnten wir die Anlage in Betrieb nehmen und bereits drei Tage hintereinander Strom erzeugen. Jetzt haben wir auch eine Vorstellung, wie viel Strom erzeugt und wie viel Zeit benötigt wird, bis die drei Batterien gefüllt sind. Schon beeindruckend, was der richtige Standort ausmacht! Hier braucht man sich auf jeden Fall keine Sorgen um eine zu geringe Sonneneinstrahlung machen.

Die Kinder sagen DANKE!

Die Inbetriebnahme haben wir dann auch gleich mit einem Gruppenfoto gefeiert. Durch das Sponsoring der Gemeinde Alheim konnte die Anlage fast vollständig aus diesen Mitteln bezahlt werden. Ganz herzlichen Dank für das Engagement unseres Bürgermeisters und seinem Team!

Gesundheitsvorsorge live

Ein erklärtes Ziel von RISE ist auch die Verbesserung der Gesundheitsvorsorge für das Dorf. Daher kam unser heutiges Zahnputztraining genau passend, um die Schüler an die Wichtigkeit einer Zahnpflege heranzuführen. Ausgerüstet mit einem Zahnmodell, das breites Grinsen hervorgerufen hat, konnte ich die korrekte Zahnpflege erklären und das WARUM erläutern. Ergänzend dazu haben wir zwei kleine Poster mitgebracht, auf denen man die einzelnen Schritte nochmal nachvollziehen kann.

Jedes Kind ist mit einer altersgerechten Zahnbürste versorgt

Allein die Verteilung der Zahnbürsten an die Kinder war schon ein Fest. Wir hatten zuerst nach allen Kindern jünger als 6 Jahre gefragt und plötzlich gab es in der Menge eine wundersame Verjüngung. Als wir dann später auch die über 6-jährigen mit den passenden Zahnbürsten versorgt haben, ging das große Tauschen los. Es schien, als wäre ihnen klar geworden, dass sie in jedem Fall mit einer Zahnbürste versorgt werden – eben altersgerecht. Auch für die Erwachsenen hatten wir noch einen Satz Zahnbürsten beschafft, damit sich die neue Zahnhygiene auch in den Familien als gute Gewohnheit verfestigen kann.

Der Spaß fing erst richtig an, als sie bemerkten, dass die Zahnpasta ganz lustigen weißen Schaum verursacht, der einfach witzig aussieht. Ohne Aufforderung wurde äußerst ausdauernd geputzt und gespült.

Für viele war es das erste Mal, dass sie in Kontakt mit einer Zahnbürste gekommen sind.

Die Lehrer haben dann für jedes Kind einen Baumwollbeutel mit Namen beschriftet und wir konnten den Kindern ihre Beutel gefüllt mit Zahnbürste, Borstenschutz und einem kleinen Trinkbecher überreichen. Die Zahnpastatuben werden nun von den Lehrern verwaltet,  die sie entsprechend dosieren können.

Vielen Dank an dieser Stelle an unsere Zahnbürstensponsorin – das ist ein wirklich wertvoller Beitrag gewesen!

Die Installation beginnt

Nach den notwendigen Vorarbeiten geht es jetzt an das Verlegen von Kabeln, die Platzierung der Akkus und der Wechselrichter sowie dem Aufschrauben der Module.

Für die Platzierung von Akkus und Wechselrichtern wurde eine stabile Konstruktion angefertigt – hier werden die Akkus platziert.

Bei einem Probelauf für die Befestigung der Module mussten wir feststellen, dass ein Panel einen dünneren Rahmen hat als die anderen drei. Also muss hier etwas improvisiert werden, indem wir ein Metallstück anfertigen, das die Distanz ausgleicht.

Die optimale Befestigung der Module wird getestet.

Neben der Unterstützung beim Aufbau habe ich nach einer fachlichen Einweisung Kabelabschnitte abisoliert, mit einer Klemme versehen und nach dem Fixieren mit Isolierband isoliert.

Ein ganz neues Betätigungsfeld…

Die Abschnitte dienen dazu, die Batterien mit den Wechselrichtern zu verbinden. Für die Kabelzuführung von den Panels bis zu den Wechselrichtern haben wir auch eine sehr solide Lösung gefunden. Die Kabel werden in Kunststoffrohren verlegt und die Brücke von der Panelkonstruktion zum Haus wird zusätzlich mit einem Vierkantrohr verstärkt. Damit können wir verhindern, dass sich die Kabel durch den Wind bewegen und das Material über die Zeit leidet oder sogar zerstört wird.

Konrad prüft die Metallbrücke, in der ein Kunststoffrohr für die Kabel verlegt wird.

Während wir den ganzen Tag hier in Hadha verbringen, werden wir bestens mit traditionellem äthiopischen Essen versorgt: Injera und Wot. Bei Injera handelt es sich um einen sehr fluffigen Pfannkuchen aus Sauerteig und das Wot sind verschiedene Soßen, Ragouts oder Breie. Das Injera dient als Besteck und man nimmt damit das Wot auf und genießt beides gemeinsam.  Jede Mahlzeit wird mit einem köstlichen Kaffee nach traditioneller Zubereitung abgeschlossen.

Wenn für die Schweißarbeiten nicht der Generator laufen würde, dann könnte man sich sogar hier auf dem Sofa eine Mittagspause gönnen.

Heute habe ich auch mit Yirgu, dem Lehrer, die geplanten Aktivitäten mit den Kindern besprochen. Wir haben das vorhandene Material gesichtet und überlegt, wann wohl der beste Zeitpunkt ist. Ich persönlich fände es ja gut, wenn wir mit der Solaranlage aus dem Gröbsten heraus wären, damit wir beide die Kinder bei ihrem Tun begleiten können. Doch davon berichten wir später mehr.

Wir besprechen die geplanten Aktivitäten.

Querschnitt oder Durchmesser – das ist hier die Frage!

Ein Solarshop ohne passende Kabel – gibt es das? Anscheinend schon, denn die Lieferung der bestellten Ware gestaltet sich schwierig. Die benötigten Kabel müssen drei Kriterien erfüllen: Querschnitt 4 mm2, flexibel, UV-beständig. In einem weiteren Telefonat mit dem Verkäufer wurde uns vermittelt, dass diese Spezifikation nicht zu bekommen ist, weder im eigenen Laden, noch bei ähnlichen Unternehmen in der näheren Umgebung.

Was tun? Zuerst einmal haben wir uns in einer interessanten Diskussion verstrickt, die aufgrund der englischen Konversation ins Spiel kam. Sind die „4 mm2“ nun der Durchmesser oder der Querschnitt? Und was genau ist der Unterschied? Alle Elektriker, Physikbegeisterte und Techniker mögen mir verzeihen, dass diese Frage überhaupt ein Thema war. Für alle, die genau wie ich die Definition nicht nachts im Schlaf aufsagen können, hier die Lösung:

So, damit wäre das auch geklärt!

Shopping reloaded

Eine weitere Fahrt nach Addis Abeba ist fällig. Wir quälen uns tapfer durch den Stau, den Staub und die Abgase und steuern zuerst einmal einen Kabelshop an. Hier werden wir verstanden, zumindest inhaltlich. Wir erwerben meterweise Kabel, passende Schutzrohre und diverses Zubehör. Schließlich fehlt jetzt nur noch der zweite Wechselrichter und die Erstattung des bereits bezahlten Kabels. Also bewegen wir uns ein weiteres Mal in den Solarshop, nur um zu erfahren, dass der Wechselrichter immer noch nicht vom Lagerhaus geholt wurde. Wir werden mal wieder vertröstet und verbringen die Wartezeit von einer Stunde in einem Bistro mit direktem Blick auf unser Fahrzeug.

Unser Fahrzeug mit den Materialien immer im Blick

Ich muss gestehen, dass ich an diesem Punkt nicht mehr so zuversichtlich war, dass wir unsere Ware auch rechtmäßig erhalten. Als dann schließlich Konrad mit dem Wechselrichter unter dem Arm aus dem Laden kam, war ich erleichtert und dankbar, dass wir nun endlich die Installation starten können.

In den vergangenen Tagen hat sich in Hadha jedoch bereits einiges getan. Der Metallfachmann hat bereits die Unterkonstruktion angefertigt und die Aufbewahrung für Akkus und Wechselrichter zusammengeschweißt. Man kann sich jetzt schon richtig ausmalen, wie die kleine Anlage später aussehen wird. Zusätzlich hat die Platzierung der Unterkonstruktion bestätigt, dass der Stellplatz wirklich der richtige ist und die maximale Sonneneinstrahlung einfangen kann.

Tatkräftige Unterstützung beim Bau der Unterkonstruktion

Shopping for Solar

Auf nach Addis – in die Stadt des ewigen Staus. Vorteil dabei, man sieht viel von der Umgebung, wir passieren die Botschaften von Groß-Britannien, Belgien, Kenia und Russland und schauen dem geschäftigen Treiben der Menschen zu. Obwohl wir ja nun schon einige Male in der Stadt waren, stutze ich jedes Mal wieder, wenn mitten im dichtesten Verkehr die Rinder oder Esel die Straße kreuzen und von den Fahrzeugen wie selbstverständlich umfahren werden. Das ist nur möglich, weil sich die Blechlawine im Schneckentempo fortbewegt und die Verkehrsteilnehmer das eben auf dem Schirm haben.

Ganze drei Stunden haben wir im Solarshop verbracht und dabei geplant, gezeichnet, telefoniert, Ware begutachtet, Kabel abgelehnt, umdisponiert, uns beraten und schließlich mit zwei dicken Bündeln Geldscheinen bezahlt und eine ordentliche Rechnung in den Händen gehalten.

Es war kompliziert…
Zwei Bündel Äthiopische Birr

Wir haben die „Einkaufsmeile“ beladen mit 4 Panels, drei Batterien, einem Wechselrichter und einem Laderegler verlassen. Den zweiten Wechselrichter und die passenden Kabel werden in den nächsten Tagen abgeholt – da war der Lagerbestand wohl nicht für unseren Einkauf ausgelegt.

Allein das Verpacken und Verladen war ein Erlebnis für sich und wir haben uns schließlich gegen 16:30 Uhr in Richtung Adama bewegt – nicht ohne unsere leeren Mägen vorher in einer Pizzeria mit eigenem Autowächter zu füllen.

Die Panels werden transportsicher gemacht.

Kurz vor Adama sehen wir uns dann mit einem überhitzten Motor konfrontiert. Wir fahren rechts ran und es stellte sich heraus, dass das Wasser im Kühler im Prinzip nicht mehr vorhanden war. Es war inzwischen dämmrig geworden und die ersten Hyänen machten sich bemerkbar (UUUUU-hu!). 

Nachdem wir unseren gesamten Vorrat an Trinkwasser in den Kühler geschüttet haben, sind wir noch ein Stück weitergefahren, nur um dort wieder einen Pause einzulegen. Zwischendurch hat die Streckenaufsicht unser Pannenfahrzeug wenigstens mit einer Pylone notdürftig abgesichert und wir haben nach weiterem Warten die Strecke bis zur nächsten Mautstation geschafft.

Kannenweise Wasser für den durstigen Toyota

Dort wurden wir von einem bewaffneten Angestellten mit ausreichend Wasser versorgt, sodass wir unsere Fahrt nach Adama fortsetzen konnten. Am Stadteingang mussten wir noch eine Polizeikontrolle mit Taschencheck und Ladungsprüfung hinter uns bringen, bis wir kurz vor Mitternacht in unsere Betten sinken konnten.

Baustellenbesichtigung 

Auf nach Hadha, dem Schulstandort und zukünftigen Installationsort der Solaranlage. Begleitet wurden wir von einem Metallarbeiter, der die Planungen für die Unterkonstruktion unterstützt. 

Es war gar nicht so einfach, den optimalen Standort zu finden und dabei nicht die bestehenden Pflanzungen zu beeinträchtigen. Oder zu überlegen, wie hoch die Bäume in einigen Jahren sein werden und wie genau der Schatten des Gebäudes im Tagesverlauf wandert.

Schließlich ergab sich ein Plan, der auf Pappkarton festgehalten wurde.

Das ist mal ein Plan!

Damit ausgerüstet, konnten wir in Adama den Metallverkauf aufsuchen. Die Auswahl war durchaus in Ordnung, der Diskussionsbedarf riesig, das Auswahlverfahren kompliziert. Das Geschäft wurde besiegelt, eine Rechnung ausgestellt und der Transport per Pferdekarren organisiert, da die langen Stangen nicht mit dem Toyota zu transportieren waren. Ein weiterer Schritt ist getan.

Hochzeit auf äthiopisch

Am nächsten Morgen stellte sich heraus, dass wir leider keine weitere Nacht in dem Hotel verbringen können. Wir haben uns dann an die Safari Lodge erinnert, wo wir bei unserem ersten Aufenthalt bereits einige Nächte verbracht haben, die gemütlich ist und sogar einen Pool hat. Dort konnten wir dann auch ein freies Zimmer bekommen und haben unser Gepäck dort abgeladen. Mit der Bezeichnung „Lodge“ verbindet man möglicherweise die Luxuslocations aus den Afrikaprospekten – diese Lodge liegt mitten in Adama, von Safari keine Spur und die einzigen Tiere, die es hier reichlich gibt, sind Moskitos. Das hauseigene Moskitonetz hat seine Wirkung auch nur bis zu einem gewissen Grad gezeigt, so dass wir ca. 50 Moskitos vorm Schlafengehen gefangen haben. Das war leider kein 100% Erfolg…

Aber bis dahin haben wir einen ereignisreichen Tag verbracht. Wir wurden nämlich überraschend auf eine Hochzeit eingeladen – ein Freund von Woudineh, wie uns gesagt wurde.

Die zweistündige Fahrt auf Asphalt und Staubpiste führte uns auch am Fluss Awash vorbei, dem größten Wasserlauf Äthiopiens. Hier wachsen alle möglichen Früchte in einer Qualität, wie wir sie zu Hause nie kosten können. Wir haben dort eine kleine Pause eingelegt und einen Papaya-Smoothie genossen, der ausschließlich aus Fruchtfleisch hergestellt wurde und an Köstlichkeit kaum zu übertreffen war.

Am Ort der Hochzeit eingetroffen, einem ländlich gelegenen kleinen Dorf, wurde das Hochzeitspaar, eingerahmt von tanzenden und singenden Freunden empfangen. Wir trauten unseren Augen kaum, als wir den Bräutigam sahen: es war Teshome, den wir bereits bei unserem letzten Aufenthalt kennengelernt hatten. Jetzt war ich völlig verwirrt! Er hatte doch bereits letztes Jahr im Herbst geheiratet mit allem Drum und Dran!?

Dann wurde es uns erklärt: es gibt drei verschiedene Hochzeitsfeiern, die zeitlich nicht unbedingt nah beieinander liegen müssen: Die erste, ähnlich wie in Europa mit weißem Brautkleid, festlichen Rahmen etc. Dann gibt es noch zwei weitere: einmal im Elternhaus der Braut und einmal im Elternhaus des Bräutigams. Hier ist die Kleidung eher traditionell und es werden Nachbarn, Freunde und weitere Verwandte eingeladen. Wir konnten nun an der Feier im Elternhaus der Braut teilnehmen.

Dazu war im Garten ein Partyzelt aufgebaut, die Gäste saßen auf Bierbänken und im Garten war das Buffett vorbereitet. Das Brautpaar mit einigen Freunden oder Trauzeugen saß auf einem Podest, das mit drei Sofas bestückt war. Dabei ist auch dieses Bild entstanden:

Die Zeremonie war denkbar übersichtlich: der Vater der Braut hat ein Gebet gesprochen und dann sind die Gäste aufgefordert worden, Reihe für Reihe zum Buffet zu gehen. Später gab es dann noch eine Geschenkübergabe, bei der angekündigt wurde, in welchem Verhältnis der Gast zum Brautpaar steht. Dies wurde mit Applaus begleitet.

Wir sind dann bald wieder aufgebrochen, da es wenig Spaß macht, bei Dunkelheit unterwegs zu sein. Auf dem Rückweg haben wir in Awash einen weiteren Smoothie gekostet, diesmal Mango, der direkt hinter dem Haus der Shopbesitzerin gewachsen ist. Einfach unvergleichlich! Kulinarisch gesehen, ist Äthiopien genau mein Ding: viel Obst und Gemüse ergänzt durch Ziegen-, Rind- oder Lammfleisch.

Auf dem Weg nach Addis Abeba

Diese Zeilen schreibe ich aus dem Flugzeug, 12.000 m über NN. Es gab etwas zu essen, ein Glas Rotwein und danach einen Tee. Ich habe meine Lieblingsmusik im Ohr und chille.

Manchmal ist es einfach gut, sich zurückzulehnen, die Musik zu genießen und sich auf die vor uns liegende Zeit zu freuen. Ich nenne es mal „Gedankenreise“, die die Vorfreude noch verstärkt.

In gut vier Stunden werden wir landen und direkt nach Adama weiterfahren, um dort die Nacht zu verbringen. Im Flughafen erreichte uns noch eine Nachricht vom Auswärtigen Amt, dass man am Samstag Menschenansammlungen in Addis wegen einer politischen Demonstration meiden soll. Irgendwie cool, direkt von der Deutschen Botschaft in Addis angeschrieben zu werden. Das ist der Vorteil, wenn man sich auf die Krisenvorsorgeliste einträgt. Kein schlechter Service!

Beim Passieren der Sicherheitskontrolle in Frankfurt haben wir Bekanntschaft mit dem Interpretationsspielraum von Beschreibungen der Lufthansa machen müssen. Obwohl im Handgepäck ausdrücklich ein Feuerzeug und eine Packung Streichhölzer erlaubt sind, ist Konrads Feuerzeug leider nicht durch die Gesichtskontrolle gekommen. Die Kontrolleure waren der Meinung, dass es sich um ein Sturmfeuerzeug handelt und dies leider nicht mitfliegen darf. Allen Interventionen von Seiten Konrad zum Trotz konnten wir die Menschen dort nicht überzeugen, dass die Vorschriften dann wohl sehr ungenau formuliert sind und haben wir uns dann entschieden, es bis zu unserer Rückkehr aufbewahren zu lassen – für 4 € Gebühr.

Die Szene erinnert mich an eine Situation, die wir vor einigen Jahren in London bei der Besichtigung der königlichen Stallungen hatten. Dort war beim Sicherheitscheck Konrads Multitool aufgefallen. Damals hatten wir leider nur die Optionen „In die Entsorgungstonne werfen“ oder „Mit der Londoner Polizei diskutieren“. Ich konnte Konrad davon überzeugen, das Tool im Wert von 120 € in die Tonne zu werfen.

Unter diesem Gesichtspunkt ist die Aufbewahrungsmöglichkeit ja noch als sozialverträglich einzustufen…

Inzwischen sind wir in Adama im Hotel angekommen. Leider ist noch nicht klar, wo wir die nächste Nacht verbringen können, da ganz Adama ausgebucht ist. Doch davon später mehr. Jetzt sage ich erst einmal „Gute Nacht“

Noch 30 Tage bis 30 Grad

Unsere Vorbereitungen laufen auf Hochtouren! Das Moskitonetz habe ich bereits ausgebessert und die Reisetaschen liegen bereit. Vorher ist jedoch noch einiges zu erledigen.

Wir haben einen Termin beim Bürgermeister der Gemeinde Alheim gehabt, in dem die Möglichkeit einer Unterstützung der Solaranlage besprochen wurde. Hier hoffen wir, dass sich alles so entwickelt, wie es geplant ist und wir tatsächlich den entsprechenden Sponsoringhinweis neben der Anlage anbringen können. Um die Anträge ins Rollen zu bringen, müssen wir einen Projektplan abliefern und eine Beschreibung der NGO vor Ort (RISE) zur Verfügung stellen. Das tun wir natürlich gerne!

Als weitere Aktivität planen wir, eine Zahnputzschulung bei den Kindern durchzuführen. Dazu werden wir mit Zahnbürsten, Zahnpasta und kleinen Baumwollbeuteln ausgerüstet sein, der von den Kindern individuell gestaltet werden können. Die Zahnbürsten werden von einer engagierten Zahnärztin aus Rotenburg gespendet, die uns auch ein entsprechendes Zahnmodell ausleiht, damit erst einmal Trockenübungen durchgeführt werden können. DANKE dafür!

Wir sind nun gut ausgerüstet für unser „Zähneputz-Training“.

Unsere Anreise ist bereits durchgeplant: Wir werden am Samstagabend von Woudineh in Addis Abeba abgeholt und wir fahren dann gleich weiter nach Adama. Dort wird er ein Hotel für uns buchen, da eine Online-Buchung in unserem Lieblingshotel (Rift Valley Hotel) momentan nicht möglich ist – anscheinend gibt es technische Probleme.

Rift Valley – Bild von Erik Tanghe

Der weitere Transport dürfte dann dieses Mal deutlich angenehmer und flexibler ausfallen. RISE konnte mit der Unterstützung von uns und weiteren Freunden einen geländegängigen TOYOTA Hilux erwerben (BJ 2004), um Materialien und Personen ohne umfangreiche vorherige Planung transportieren zu können. Damit können die ausgewaschenen Pisten deutlich schneller gemeistert werden.

Das Fahrzeug bekommt gerade noch den letzten Schliff…

01-02-2020: FRA – ADD

Wer errät, was diese kryptische Überschrift zu bedeuten hat?

RICHTIG! Am 1. Februar geht es Richtung Addis Abeba. Dort wollen wir einige Tage verbringen und uns mit Material für den Bau einer Solaranlage eindecken. In Hadha soll es nämlich jetzt elektrisch werden.

Welche Dimension notwendig ist und welche Ausstattung sich für die Schule eignet, haben wir bereits in 2018 zusammen mit Woudineh erkundet. Jetzt soll es endlich an die Umsetzung gehen! Doch zuvor müssen noch Sponsoren gefunden werden, die die Anlage unterstützen wollen und damit die Infrastruktur vor Ort nachhaltig verbessern.

Jede Hilfe ist willkommen. Komm gerne auf uns zu, wenn du eine Idee hast, oder vielleicht sogar einen Betrag im Kopf, der in Hadha investiert werden soll.

Wir freuen uns auf jeden Fall schon riesig und werden die freien Tage im Dezember zum Packen nutzen. Bis bald!

Bald geht’s los!