Querschnitt oder Durchmesser – das ist hier die Frage!

Ein Solarshop ohne passende Kabel – gibt es das? Anscheinend schon, denn die Lieferung der bestellten Ware gestaltet sich schwierig. Die benötigten Kabel müssen drei Kriterien erfüllen: Querschnitt 4 mm2, flexibel, UV-beständig. In einem weiteren Telefonat mit dem Verkäufer wurde uns vermittelt, dass diese Spezifikation nicht zu bekommen ist, weder im eigenen Laden, noch bei ähnlichen Unternehmen in der näheren Umgebung.

Was tun? Zuerst einmal haben wir uns in einer interessanten Diskussion verstrickt, die aufgrund der englischen Konversation ins Spiel kam. Sind die „4 mm2“ nun der Durchmesser oder der Querschnitt? Und was genau ist der Unterschied? Alle Elektriker, Physikbegeisterte und Techniker mögen mir verzeihen, dass diese Frage überhaupt ein Thema war. Für alle, die genau wie ich die Definition nicht nachts im Schlaf aufsagen können, hier die Lösung:

So, damit wäre das auch geklärt!

Shopping reloaded

Eine weitere Fahrt nach Addis Abeba ist fällig. Wir quälen uns tapfer durch den Stau, den Staub und die Abgase und steuern zuerst einmal einen Kabelshop an. Hier werden wir verstanden, zumindest inhaltlich. Wir erwerben meterweise Kabel, passende Schutzrohre und diverses Zubehör. Schließlich fehlt jetzt nur noch der zweite Wechselrichter und die Erstattung des bereits bezahlten Kabels. Also bewegen wir uns ein weiteres Mal in den Solarshop, nur um zu erfahren, dass der Wechselrichter immer noch nicht vom Lagerhaus geholt wurde. Wir werden mal wieder vertröstet und verbringen die Wartezeit von einer Stunde in einem Bistro mit direktem Blick auf unser Fahrzeug.

Unser Fahrzeug mit den Materialien immer im Blick

Ich muss gestehen, dass ich an diesem Punkt nicht mehr so zuversichtlich war, dass wir unsere Ware auch rechtmäßig erhalten. Als dann schließlich Konrad mit dem Wechselrichter unter dem Arm aus dem Laden kam, war ich erleichtert und dankbar, dass wir nun endlich die Installation starten können.

In den vergangenen Tagen hat sich in Hadha jedoch bereits einiges getan. Der Metallfachmann hat bereits die Unterkonstruktion angefertigt und die Aufbewahrung für Akkus und Wechselrichter zusammengeschweißt. Man kann sich jetzt schon richtig ausmalen, wie die kleine Anlage später aussehen wird. Zusätzlich hat die Platzierung der Unterkonstruktion bestätigt, dass der Stellplatz wirklich der richtige ist und die maximale Sonneneinstrahlung einfangen kann.

Tatkräftige Unterstützung beim Bau der Unterkonstruktion

Shopping for Solar

Auf nach Addis – in die Stadt des ewigen Staus. Vorteil dabei, man sieht viel von der Umgebung, wir passieren die Botschaften von Groß-Britannien, Belgien, Kenia und Russland und schauen dem geschäftigen Treiben der Menschen zu. Obwohl wir ja nun schon einige Male in der Stadt waren, stutze ich jedes Mal wieder, wenn mitten im dichtesten Verkehr die Rinder oder Esel die Straße kreuzen und von den Fahrzeugen wie selbstverständlich umfahren werden. Das ist nur möglich, weil sich die Blechlawine im Schneckentempo fortbewegt und die Verkehrsteilnehmer das eben auf dem Schirm haben.

Ganze drei Stunden haben wir im Solarshop verbracht und dabei geplant, gezeichnet, telefoniert, Ware begutachtet, Kabel abgelehnt, umdisponiert, uns beraten und schließlich mit zwei dicken Bündeln Geldscheinen bezahlt und eine ordentliche Rechnung in den Händen gehalten.

Es war kompliziert…
Zwei Bündel Äthiopische Birr

Wir haben die „Einkaufsmeile“ beladen mit 4 Panels, drei Batterien, einem Wechselrichter und einem Laderegler verlassen. Den zweiten Wechselrichter und die passenden Kabel werden in den nächsten Tagen abgeholt – da war der Lagerbestand wohl nicht für unseren Einkauf ausgelegt.

Allein das Verpacken und Verladen war ein Erlebnis für sich und wir haben uns schließlich gegen 16:30 Uhr in Richtung Adama bewegt – nicht ohne unsere leeren Mägen vorher in einer Pizzeria mit eigenem Autowächter zu füllen.

Die Panels werden transportsicher gemacht.

Kurz vor Adama sehen wir uns dann mit einem überhitzten Motor konfrontiert. Wir fahren rechts ran und es stellte sich heraus, dass das Wasser im Kühler im Prinzip nicht mehr vorhanden war. Es war inzwischen dämmrig geworden und die ersten Hyänen machten sich bemerkbar (UUUUU-hu!). 

Nachdem wir unseren gesamten Vorrat an Trinkwasser in den Kühler geschüttet haben, sind wir noch ein Stück weitergefahren, nur um dort wieder einen Pause einzulegen. Zwischendurch hat die Streckenaufsicht unser Pannenfahrzeug wenigstens mit einer Pylone notdürftig abgesichert und wir haben nach weiterem Warten die Strecke bis zur nächsten Mautstation geschafft.

Kannenweise Wasser für den durstigen Toyota

Dort wurden wir von einem bewaffneten Angestellten mit ausreichend Wasser versorgt, sodass wir unsere Fahrt nach Adama fortsetzen konnten. Am Stadteingang mussten wir noch eine Polizeikontrolle mit Taschencheck und Ladungsprüfung hinter uns bringen, bis wir kurz vor Mitternacht in unsere Betten sinken konnten.

Baustellenbesichtigung 

Auf nach Hadha, dem Schulstandort und zukünftigen Installationsort der Solaranlage. Begleitet wurden wir von einem Metallarbeiter, der die Planungen für die Unterkonstruktion unterstützt. 

Es war gar nicht so einfach, den optimalen Standort zu finden und dabei nicht die bestehenden Pflanzungen zu beeinträchtigen. Oder zu überlegen, wie hoch die Bäume in einigen Jahren sein werden und wie genau der Schatten des Gebäudes im Tagesverlauf wandert.

Schließlich ergab sich ein Plan, der auf Pappkarton festgehalten wurde.

Das ist mal ein Plan!

Damit ausgerüstet, konnten wir in Adama den Metallverkauf aufsuchen. Die Auswahl war durchaus in Ordnung, der Diskussionsbedarf riesig, das Auswahlverfahren kompliziert. Das Geschäft wurde besiegelt, eine Rechnung ausgestellt und der Transport per Pferdekarren organisiert, da die langen Stangen nicht mit dem Toyota zu transportieren waren. Ein weiterer Schritt ist getan.

Auf dem Weg nach Addis Abeba

Diese Zeilen schreibe ich aus dem Flugzeug, 12.000 m über NN. Es gab etwas zu essen, ein Glas Rotwein und danach einen Tee. Ich habe meine Lieblingsmusik im Ohr und chille.

Manchmal ist es einfach gut, sich zurückzulehnen, die Musik zu genießen und sich auf die vor uns liegende Zeit zu freuen. Ich nenne es mal „Gedankenreise“, die die Vorfreude noch verstärkt.

In gut vier Stunden werden wir landen und direkt nach Adama weiterfahren, um dort die Nacht zu verbringen. Im Flughafen erreichte uns noch eine Nachricht vom Auswärtigen Amt, dass man am Samstag Menschenansammlungen in Addis wegen einer politischen Demonstration meiden soll. Irgendwie cool, direkt von der Deutschen Botschaft in Addis angeschrieben zu werden. Das ist der Vorteil, wenn man sich auf die Krisenvorsorgeliste einträgt. Kein schlechter Service!

Beim Passieren der Sicherheitskontrolle in Frankfurt haben wir Bekanntschaft mit dem Interpretationsspielraum von Beschreibungen der Lufthansa machen müssen. Obwohl im Handgepäck ausdrücklich ein Feuerzeug und eine Packung Streichhölzer erlaubt sind, ist Konrads Feuerzeug leider nicht durch die Gesichtskontrolle gekommen. Die Kontrolleure waren der Meinung, dass es sich um ein Sturmfeuerzeug handelt und dies leider nicht mitfliegen darf. Allen Interventionen von Seiten Konrad zum Trotz konnten wir die Menschen dort nicht überzeugen, dass die Vorschriften dann wohl sehr ungenau formuliert sind und haben wir uns dann entschieden, es bis zu unserer Rückkehr aufbewahren zu lassen – für 4 € Gebühr.

Die Szene erinnert mich an eine Situation, die wir vor einigen Jahren in London bei der Besichtigung der königlichen Stallungen hatten. Dort war beim Sicherheitscheck Konrads Multitool aufgefallen. Damals hatten wir leider nur die Optionen „In die Entsorgungstonne werfen“ oder „Mit der Londoner Polizei diskutieren“. Ich konnte Konrad davon überzeugen, das Tool im Wert von 120 € in die Tonne zu werfen.

Unter diesem Gesichtspunkt ist die Aufbewahrungsmöglichkeit ja noch als sozialverträglich einzustufen…

Inzwischen sind wir in Adama im Hotel angekommen. Leider ist noch nicht klar, wo wir die nächste Nacht verbringen können, da ganz Adama ausgebucht ist. Doch davon später mehr. Jetzt sage ich erst einmal „Gute Nacht“

01-02-2020: FRA – ADD

Wer errät, was diese kryptische Überschrift zu bedeuten hat?

RICHTIG! Am 1. Februar geht es Richtung Addis Abeba. Dort wollen wir einige Tage verbringen und uns mit Material für den Bau einer Solaranlage eindecken. In Hadha soll es nämlich jetzt elektrisch werden.

Welche Dimension notwendig ist und welche Ausstattung sich für die Schule eignet, haben wir bereits in 2018 zusammen mit Woudineh erkundet. Jetzt soll es endlich an die Umsetzung gehen! Doch zuvor müssen noch Sponsoren gefunden werden, die die Anlage unterstützen wollen und damit die Infrastruktur vor Ort nachhaltig verbessern.

Jede Hilfe ist willkommen. Komm gerne auf uns zu, wenn du eine Idee hast, oder vielleicht sogar einen Betrag im Kopf, der in Hadha investiert werden soll.

Wir freuen uns auf jeden Fall schon riesig und werden die freien Tage im Dezember zum Packen nutzen. Bis bald!

Bald geht’s los!